Heute geht es in zwei Schritten nach Ushguli, dem am höchsten gelegenen, dauerhaft bewohnten Dorf Georgiens/ Europas – diese Ehre teilt sich Ushguli mit Juf in Graubünden.
Erst kämpfen wir uns mit dem Wohnmobil noch etwa 120 km über eine qualitativ gemischte Strasse nach Mestia, wo wir schon von Goga erwartet werden. Bei ihm dürfen wir das Wohnmobil im Garten stehen lassen und werden mit dem Jeep ins knapp 50 km entfernte Ushguli transportiert. Die ersten 35 km haben wir noch das Gefühl, dass das auch mit dem Wohnmobil machbar wäre. Dann kommen die letzten 15 km… Vielleicht kann man das so beschreiben: das WoMo wäre auf den ersten 10 m der letzten 15 km unweigerlich liegen geblieben.
Glücklich oben angekommen werden wir im Guesthouse Ushguli Maspindzeli abgeliefert und beziehen zwei hübsche, saubere Zimmer mit Dusche und WC. Strom gibt es gerade nicht, aber das ist wohl im Moment im ganzen Ort so. Das wird dann schon wieder.
Vor dem Abendessen haben wir noch Zeit für einen kleinen Spaziergang durch’s Dorf. Ushguli ist wunderschön. Traditionell hat jede Familie ihren eigenen Wehrturm. Ursprünglich gebaut zur Verteidigung des Dorfes und als Zufluchtsort im Angriffsfall, sind die Türme von Ushguli seit 1996 UNESCO Weltkulturerbe. Sie geben dem Dorf ein archaisches und trutziges Aussehen.
Neben den Touristen leben in Ushguli etwa 70 Familien das ganze Jahr über. Ihr Einkommen bestreiten sie wohl hauptsächlich aus dem Tourismus und ein bisschen Viehwirtschaft zur Fleischgewinnung und einem absoluten Minimum an Milchwirtschaft.
Das Besondere am hiesigen Tourismus ist der familiäre Umgang mit den Gästen. Oft scheinen die Hotels umgebaute Landwirtschaftsbetriebe, die Gastgeber alteingesessene Dorfbewohner. Die Milch zum Frühstück wird direkt vor dem Hoftor gemolken und der Vormittag wird damit verbracht, gemeinsam mit der Nachbarin Gemüse für’s Abendessen zu schnippeln, während der Herr des Hauses eine halbe Rinderhaxe zu Suppenfleisch verarbeitet – im Gastraum. Die schweizer Gastrohygieniker wären begeistert…