Lomisa

Gut ausgeruht nach einer wie erwartet ruhigen und dunklen Nacht macht sich die Hälfte unserer Reisegesellschaft auf den Weg zum Kloster Lomisa in der Region Mskheta, das uns als sensationeller und sehr besonderer Ort von einer freundlichen jungen Dame empfohlen wurde. Sie war es auch, die uns durch ihre Übersetzungskünste den Kontakt mit den ortsansässigen Priestern ermöglichte, die uns wiederum prompt eine Flasche hauseigenen Weines schenkten. Wir sind richtig beschämt, dass wir in der Hektik unserer Abreise vergessen haben, ein oder zwei Gastgeschenke auf Vorrat einzupacken.

Also los geht’s. Durch einen wunderbaren klaren Herbstmorgen machen wir uns an den Aufstieg zum Kloster. Die ersten 300 Höhenmeter legen wir auf einem wunderschönen Waldweg durch raschelndes Laub zurück und erreichen dann kurz oberhalb der Baumgrenze den ersten Aussichtspunkt, der mit einer Art kleinem Altar mit Kreuz als Gebetsort markiert ist.

Wir ziehen weiter bis hinauf zum Kloster. Hier leben drei Mönche ganzjährig, die aber auch regelmässig den Abstieg ins Tal auf sich nehmen, um die Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten. Ausserdem scheint es Tradition für die allgegenwärtigen Pilger zu sein, jeweils ein Stück Brennholz den Berg hinauf zu tragen.

Obwohl wir sowohl das Kloster als auch den Weg dorthin mit nur wenigen weiteren Wanderern erleben durften, scheint Lomisa eigentlich eine ziemlich wichtige Niederlassung der Orthodoxen Kirche zu sein. Auf jeden Fall drängt sich uns dieser Eindruck auf, wenn wir im Nachhinein etwas über die Geschichte und die Kirche recherchieren, bzw. Freunden von unserem Ausflug erzählen. Was uns ebenso nicht klar war: Wir befinden uns oben bei dem Kloster genau auf der umstrittenen Grenze zu Südossetien.

Der Ort selbst ist unheimlich friedlich und strahlt irgendwie eine grosse Würde aus. Das zugehörige Kirchlein ist sehr eng und karg aber mit unglaublich vielen Ikonen geschmückt, die Wanderer/ Pilger hier herauf bringen. Auch wenn wir statt der erwarteten 400 Höhenmeter schlussendlich etwas mehr als 700 hinter uns gebracht haben, war der Ausflug jeden Meter wert. Die Ausstrahlung dieses Ortes ist einfach zauberhaft.

Kazbegi – Stepanzminda

Wir haben Besuch aus Deutschland! Für zwei Wochen besucht uns meine Schwiegwerfamilie aus Nordrhein-Westphalen. Am Ende der ersten Woche machen wir uns mit zwei Wohnmobilen auf den Weg nach Stepanzminda in der Region Kazbegi. Unter grossem Chaos bestücken wir unseres sowie das grössere der beiden Wohnmobile von Georgia Insight mit allen Notwendigkeiten und machen uns gegen 15:00 auf den Weg nach Norden. Stepanzminda erreichen wir leider erst im Dunkeln und unseren Stellplatz finden wir mitten im Ort, da wo früher angeblich mal ein Zeltplatz war. Jetzt ist dort ein unbefestiger aber sehr hübscher Wald-Park, der sich ziemlich gut eignet, eine Nacht im WoMo zu verbringen.

Unser heutiges Ziel ist der Besuch der kleinen Kirche, die man auf dem ersten Bild unten sieht. Da es bis dorthin immerhin gut 400 Höhenmeter und etwa 4 km sind, ist die Kirche wohl nicht so ganz klein. Alle, die wir nicht gerade fusskrank oder lustlos sind, machen wir uns also auf den Weg nach oben, während die Schmerzgeplagten mit dem Taxi fahren, um uns dort zu erwarten. Dieser Plan geht leider nicht auf, da der Taxifahrer der Ansicht ist, dass 10 min Kirchbesichtigung reichen und man dann besser wieder runterfährt, damit man die nächsten Gäste abzocken kann. Schade.

Uns bleibt leider auch nur begrenzt Zeit die wirklich schöne Kirchenanlage zu erforschen und die sensationelle Aussicht zu geniessen bis uns ein scheinbar dramatischer Wetterumschwung in Richtung des Kazbek zwingt, ebenfalls den Abstieg anzutreten. Da Lotte ungeeignetes Schuhwerk trägt, wage ich mich barfuss auf den Abstieg und bin wirklich erstaunt und begeistert, was ein Paar Füsse so alles aushält.

Unten angekommen werden die WoMos startklar gemacht und wir treten die Heimreise an. Einmal mehr werden wir diese mit einer weiteren Nacht in der Wildnis verlängern und einmal nachsehen, wo in Georgien schöne Pätze für eine Nacht im Camper zu finden sind. Das ist nämlich einfach das schönste am Reisen mit dem Wohnmobil: Wo es schön ist, kann man hier einfach bleiben. Ist Zivilisation drumherum, kommt man immer wieder in Kontak, weil die Mobile doch eher noch eine Ausnahme darstellen und wenn nicht, umgibt einen herrliche Dunkelheit und Stille.