Eindrücke zu den Menschen in Georgien

Nach bald 2 Monaten in Georgien kann ein kleiner Rückblick sicher nicht schaden.

Batumi als erste Stadt war ein ziemlicher Schock: Die Fahrweise liess eine extreme Rücksichtslosigkeit und völlig fehlendes Vorausschauen spüren. Die Leute fuhren ohne Rücksicht auf Vorfahrt oder Sinn so aggressiv, wie ich es noch in keinem Land vorher erlebt hatte. Die Autos sahen auch entsprechend aus. Fehlende Front- und Heckschürzen, teilweise fehlende Karrosserieteile an der Seite oder keine Kotflügel sind keine Seltenheit. Das Interessante ist, dass ich den Eindruck hatte, dass dadurch alle -und zwar auch die extremen Drängler- länger brauchen, um an’s Ziel zu kommen. Georgien hat prozentual fast vier Mal so viele Verkehrstote wie Deutschland, auf die Anzahl der Fahrzeuge umgerechnet sogar fast 10 Mal so viele (Quelle: Wikipedia).

Ein guter Eindruck entsteht beim verlinkten Video. Lauter Standardsituationen in Georgien.

Als wir auf dem Weg nach Kutaissi von den grossen Strassen weg kamen, war der Eindruck von der Umgebung ein grossteils ärmlicher, aber zufriedener. Im Vergleich zu den Bulgariern scheinen die Georgier tendenziell weniger aufzugeben, sondern zufrieden das, was sie haben, zu erhalten.

Wenige Tage später parkten wir mit unserem Wohnmobil und dem Skoda Octavia nahe Zqaltubo bei den Wasserfällen nördlich des Okatse Canyon in einer Weide und fragten beim daneben liegenden Haus an, ob das in Ordnung sei. 2 1/2 Stunden später, nach reichlichem Essen und freundlichster Unterhaltung auf English und “Hand- und Fussisch” durften wir dann zurück in’s Wohnmobil. Gastfreundschaft pur.

Auf Empfehlung unserer schweizer Bekannten, die ursprünglich der Auslöser für die ganze Reise waren, fuhren wir zu deren Freunden in Tbilisi. Die Aufnahme war ähnlich aufopferungsvoll wie die Erfahrungen bei Zqaltubo. Es war kein Problem, eine Woche auf dem Grundstück mit dem Wohnmobil zu hausen.

Um nicht die ganze Zeit im Wohnmobil zu wohnen, suchten wir eine Wohnung in Tbilisi. Mit Hilfe unserer Bekannten, die viel ihrer Zeit zur Verfügung stellten, war schnell eine passende gefunden. Dann putzten wir 2 1/2 Tage. Alles war voll mit Fett und Belägen. Wir erfuhren dann, dass dies bei Mietwohnungen recht normal sei. Das gab uns erste Verdachtsmomente bezüglich der Servicephilosopie in Georgien.

Leuchten, vor und nach der Entfettung

Entgegen vieler Berichte sprechen nur wenige Georgier -auch in Tbilisi- so gut Englisch, dass eine problemlose Verständigung möglich ist. Auch ein Grossteil der Angestellten in öffentlichen Berufen beherrscht praktisch kein Englisch: Polizisten, Taxifahrer, Verkäufer, Kartenverkäufer in der Metro oder in der Oper, Bankangestellte, Angestellte bei den Mobilfunkanbietern. Bei den jungen Leuten ist es spürbar, dass Englisch in der Schule gefördert wird. Trotzdem ist auch dort die Verständigung keineswegs immer einfach.

Einkaufen etc. gestaltete sich aber nicht nur wegen der Sprachbarriere zum Teil recht schwierig. Ein Zugehen auf die Kundschaft ist eher selten, der Versuch guter Beratung auch. Das Mass an passiver Ignoranz, das der Kundschaft entgegenschlägt, ist manchmal recht beeindruckend. Das gleiche Bild ergibt sich in Gaststätten. Der Service glänzt weder durch besondere Freundlichkeit noch durch anderweitige Qualitäten. Das Essen allerdings, das man dann bekommt, ist eigentlich immer ausgezeichnet. Inzwischen haben wir erfahren, dass die Arbeit im Service in Georgien einen schlechten Status und entsprechende Bezahlung hat.

Es reichte noch für ein paar Tage in Swanetien. Auch hier durften wir wie selbstverständlich bei Bekannten von Bekannten das Wohnmobil auf dem Gelände abstellen und bekamen auch Strom und weitere Unterstützung wie den unkomplizierten Transfer nach Ushguli. Auch hier Gastfreundschaft pur.

Als die Arbeit an der Uni losging, stellte sich heraus, dass das Semester eine Woche nach hinten verschoben wurde, weil die Infrastrukturumbauten noch nicht abgeschlossen waren. Die Absprachen für meine SW-Bedürfnisse im Unterricht waren recht schnell kommuniziert. Drei Wochen später -als der Unterricht begann- war von Seiten der IT noch nichts vorbereitet. Das gab mir gute Gelegenheit, Einblicke in die Arbeitsweise zu nehmen. Alle Räume haben neue Computer, neue Switches. In einem der Unterrichtsräume kommt man in alle Rechner mit dem Passwort ‘123’, im nächsten Raum geht ohne Account nichts, im dritten Raum braucht man gar kein Passwort. Die Studierenden nehmen ihre Daten mit USB-Sticks von Raum zu Raum, die SW wird auf jedem (!!!) Rechner mit USB-Sticks installiert. Ein durchdachtes Konzept für die Gesamtinstallation (mit z.B. Installation über Netzwerk) scheint genauso zu fehlen wie ein Gefühl der Zuständigkeit der IT-Belegschaft für die Installation. Erst 3 Wochen nach Beginn des Semesters, als ich zum dritten Mal bei meiner Vorgesetzten anmahne, sind plötzlich nach 10 Minuten zwei Mitarbeiter der IT da und gehen von PC zu PC mit ihren Installationssticks. Auch hier scheint die gleiche Servicementalität zu herrschen wie in Gaststätten und beim Einkaufen.

Wir waren in Kacheti bei den Eltern unserer Bekannten zur Weinernte eingeladen. Die Arbeit hielt sich in Grenzen, da es der letzte Tag, der letzte Weinberg und dort die letzten Reihen waren. Die Feier danach war dafür umso opulenter. Wir wurden wie Familienmitglieder behandelt. Nur die Fahrt hin und zurück war aus schon genannten Gründen eher weniger Erinnerungen wert. Es hätte leicht auch unsere ‘finale’ Heimfahrt werden können, nachdem ein entgegenkommender Fahrer seine Kurvenfahrkünste überschätzt hatte…

Nach den zwei Monaten beginnt sich folgendes Bild zu manifestieren. Jeder bzw. jede, die -auch nur temporär- zur Familie gehört, eingeladen ist oder sont assoziiert ist, wird mit aller erdenklichen Fürsorge umgeben. Von daher rührt wahrscheinlich auch der Ruf der georgischen Gastfreundschaft bei Touristen. Es ist wirklich beeindruckend, welcher Aufwand für die Gäste getrieben wird, welche offensichtliche und ehrliche Mühe gegeben wird.

Für Personen ausserhalb dieses einschliessenden Kreises ist das Interesse extrem verhalten. Das Konzept des Mitdenkens im Bereich des Service ist eher unbekannt, wie wir bei vielen Gelegenheiten erfahren durften, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. In die gleiche Sparte passt auch das Autofahren. Beim Autofahren kommt jedoch noch eine weitere georgische Eigenheit hinzu. Laut Aussage unserer Bekannten geht es beim Nehmen der Vorfahrt nicht um das Brechen der Regeln, sondern um Positionen. Es ist eine Frage des Egos, der Männlichkeit. Dazu passt auch, dass dafür, wie ärmlich es an vielen Orten zuzughehen scheint, die Autos extrem gross und oft auch sehr gut gepflegt sind. Es wurde uns gesagt, dass es einem Georgier tendenziell schwer fällt unter einer weiblichen Vorgesetzten zu arbeiten. Das Institut, an dem ich arbeite, ist stark weiblich geprägt. Ich habe -ausser mir selbst- noch keinen männlichen Dozenten in diesem Institut getroffen. Es scheint, dass Frauen im Schnitt die bessere Bildung haben. Die Chance verstanden zu werden ist grösser, wenn man eine Frau anspricht. Dazu passt auch meine Erfahrung, dass die Studierenden sich sehr unterschiedlich engagieren. Während die georgischen Männer -wenn sie überhaupt erscheinen- wenig Interesse am Fach zeigen, sind die Frauen deutlich engagiert, trauen sich zu fragen und nehmen deutlich mehr mit. Der Machismo ist in der Gesellschaft fest verankert. Das wollen die Georgier zwar nicht so gerne zugeben, aber es blitzt an vielen Stellen hervor.

Als Georgier schliesse ich meine Familie so fest ein wie möglich, Gäste ebenso, aber nicht Zugehörige betreffen mich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass die Grundhaltung noch aus einer Zeit stammt, in der sie sehr viel Sinn machte. Georgien ist ein kleines Land, dass in seiner Geschichte unentwegt von vielen Seiten attackiert wurde und deren Bewohner sich stets irgendwie behaupten mussten. Der letzt Krieg ist gerade mal um die 10 Jahre her. Die nahe und die weitere Familie ist in diesem Kontext eine Versicherung, deren Wert nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Fazit: Georgien ist wunderschön, daran besteht kein Zweifel. Georgien hat sehr viele ungemein entgegenkommende, freundliche Menschen. Aber Georgien ist bei längerem Aufenthalt sicher nicht das ultimative Traumland, das man als Tourist erleben kann. Ich lebe gerne hier. Ich arbeite gerne hier. Ich habe wundervolle Bekannte hier. Ich mache mir nur Gedanken über die Erscheinungen und Begebenheiten, die nicht zusammenpassen wollen.

Picking grapes in Kachetia

Today is going to be a special day. Its is the last day of harvest in Georgia and we are invited to take part in this celebration with Gia’s family in Jimiti by helping to pick the last of this years grapes and joining in the feast afterwards.

At 8:30 a.m. we leave Tbilisi and turn of the main road direktly into the winefields afte about 80 km.

Grape picking is just the same as in Fischingen a few years ago. A jumble of people meet with buckets, kitchen knives and garden scissors and with a lot of laughter and sticky hands we cut those gorgeous grapes off the vine. The only difference: it is warm, dry and flat in Georgia while it used to be muddy, cool and steep in Fischingen…

Sweet and thick and warm from the sun…

Having worked for half an hour we are invited to a first picnic. We are presented with this wonderful traditionally baked bread, eggs, cheese, sausages, tomatoes, burgers, beans and fried potatoes. Additionally Chacha (a grape schnaps) and Water. It is tradition here that you seem to present a little blessing or thanks before you drink any alcohol.

Being so well cared for the next two hours of work fly by easily and we return to Gia’s parent’s farm. The electrical grape shredder has a little difficulties starting, so most of the party leave for a walk to the nearby St. George’s church and a small chapel on the surrounding hills to enjoy the look over the Kachetian plain.

In the early days the church was the center of the village until the inhabitants were made to move down the hill more or less willingly. Now the meadow of old Jimiti is dotted with small huts the history of which is as follows: The wine cellar was the heart of each family’s house as well as their wine being a kind of calling card. Traditionally here the wine is stored in socalled Qvevris (earthen amphorae), which for keeping moisture and temperature were buried in the earth. One of each family’s Qvevri was holy and this holy one was left where the family’s house was once standing. Marked and closed they were just dots on the landscape until more and more people gave them small new homes and started caring for them again on a more regular basis. Supposedly some of them are even filled again and if you find wine, you can take some.

Back on the farm about two hours later a veritable feast aweits us. Feasting is another good place to disgrace oneself. In Georgia it works like this: once you reach the usually brimming table you sit down and eat. No waiting or talking – just eat. You can also dring water. Then the wine is served and here many mistakes are possible. Here are some instructions:

1. A glass of wine is never completely filled nor completely empty – empty is reached by halving the contents.

2. If you drink wine this is accompanied by a blessing or toast reaching from thanking for a rich harvest, then friends, then family, then parent (living and dead) and can easily take a few minutes to be uttered.

3. When you heard “gaumarjos” you lift your glass and empty it in one go and it is refilled immediately. If you want to keep your senses, just leave the glass on the table. That’s alright but only sipping small amounts is not.

Luckily the glasses only contain about 0.1 l.

It was wonderful thank you.

This traditionally pressed wine tastes completely different to our normal clear and light white wines. Ulrich explains the taste very adequately by saying: Like Vinsanto but without the sweetness. I wonder whether it tastes as nice once we are at home. But we will surely bring a few bottles.

By 6:00 p.m. the premises are emptying. Having been warned to drive with doubled vigilance because of many such feasts in the region we depart for Tbilisi. IT turns out the warning was well due as there are quite some situations with cars not exactly staying in their lanes bu Ulrich takes us easily through the danger zone and we arrive quite safely. Driving in Georgia is hell but driving here with drunks is much much worse.

On our way home from Mestia

Already our last day is upon us. Well, nearly, as we will do the return journey in two days, too.

The view into the mountains reveals how cold it really was yesterday and the during the night. I am sure Ushguli is all snowy.

In the morning we take our time to finally visit the Svaneti Museum, while Ulrich is taking care of his lectures. Funnily enough just now there is an exhibition in this really quite interesting historic museum comparing Switzerland with Georgia. The similarities are quite astounding…

Around noon we leave Mestia. We would like to find some places on our way back, where one could stay overnight with a camper. There are a few parking bays on the way but none of them compares favorably to our place from our inward journey, so we just go there again. The view is simply too beautiful.