Weitere Eindrücke

Nun sind es schon bald 4 Monate. Vielleicht ist es Zeit, einen weiteren Block zu den Eindrücken nachzureichen.

Die generellen Eindrücke haben sich inzwischen verfestigt. Momentan sind von den 16 Studierenden, die ich im 1. Semester betreue, nur ca. 2-4 anhand ihrer aktuellen Punktezahl überhaupt berechtigt, die Abschlussexamen zu absolvieren. Die anderen haben Hausarbeiten nie oder nicht ausreichend eingereicht, die Zwischenprüfungen nicht wahrgenommen und dann auch auf Verlangen hin kein Arztzeugnis eingereicht oder durch augenscheinliche Inaktivität nicht genügend Punkte in den Examen erreicht. Im zweiten Durchgang kam einer der Studierenden 15 Minuten zu spät zur Prüfung, sass ca. eine weitere Viertelstunde mit glasigen Augen vor seiner Arbeit, ohne auch nur einen Strich zu hinterlassen, und ging dann wieder. Auf der anderen Seite gibt es aber auch -hauptsächlich internationale oder weibliche- Studierende, die starkes Interesse zeigen und so viel wie möglich mitnehmen wollen. Ich habe den Eindruck, dass die georgischen Männer ziemlich aufpassen müssen, dass sie nicht von ihren Frauen in den nächsten Jahren elegant von rechts überholt werden.

Als ich nach dem ersten Zwischenexamen, bei dem die Hälfte der Klasse gar nicht erschienen war, eine kleine ‘Predigt’ abliess, in der es darum ging, dass es nicht anginge, nach Europa zu schielen und die ganzen Vorteile zu sehen, aber nicht die Konsequenzen, z.B. bezüglich der Leistugsbereitschft in Kauf nehmen zu wollen, dass für ein Fach, das mit 6ECTS bewertet wird, von den Studierenden ein Aufwand von 150-180h erwartet wird und ansonsten der Leistungsnachweis eher nicht erbracht werden wird, erntete ich absolute Fassungslosigkeit beim Publikum. Ich meinte, Georgier seien ein stolzes Volk. Auf was sie stolz seien, fragte ich. “Auf unseren Tanz”, war eine der Antworten. Und was müssten sie tun, um auf den Tanz stolz zu sein? Nach ein wenig Hilfe von meiner Seite kamen sie darauf, dass ohne hartes Training kein Erfolg zu erwarte sei. Aha, die Berechtigung zum Stolz muss also erarbeitet werden. Das war wohl völlig neu für meine Zuhörer, wie den Gesichtern abzulesen war.

Es hat mehr als das halbe Semester an Zeit benötigt, bis für meinen Unterricht im Bereich Internet der Dinge nur ein paar Ports freigeschaltet wurden. Dieses Mal rief ich mitten aus dem Unterricht die IT-Leute an, weil die versprochene Funktionalität (‘By Monday it will all work’) nicht da war. Und mitten im Unterricht mussten die IT-ler tatsächlich feststellen, dass die Funktionalität nicht da war und (wieder bei jedem einzelnen Arbeitsplatz) während des Unterrichts die Probleme bereinigen. Am erstaunlichsten fand ich jedoch, dass das anscheinend nichts bei ihnen auslöste, keinen Ärger, keine Peinlichkeit, keine Entschuldigung. Es gab mir das Gefühl, dass dies immer so laufe.

Meiner Frau Andrea hat ein Taxifahrer blank in’s Gesicht gesagt. “Wir Georgier sind alle faul.” Ich würde das selbst nie so platt formieren, glaube aber schon, dass es da noch eine Menge an Potenzial gibt. Gespräche mit lokal Ansässigen ergeben schon immer wieder, dass Arbeit nur gerade minimal erfüllt wird und darüber hinaus nichts erfolgt. Ich denke, dass auch das sich aus der Geschichte dieses Landes, eingeklemmt zwischen vielen Gegnern, erklären lässt. Wenn es sich dauerhaft nur lohnt, für sich und seine Familie zu arbeiten, dann wird man berechtigterweise für andere nicht mehr tun als unbedingt nötig. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass -wenn diese Annahme stimmt- nur durch eine Änderung der Gesamtmentalität eine Änderung im Funktionieren der Gesellschaft eintreten kann. Diese kann aber wohl auch nur dann hervorgerufen werden, wenn dieses Gefühl des ‘von Gegnern umgeben sein’ wegfallen kann, was zum grossen Teil wohl nicht in den Händen der Georgier selbst ligt. Auf der anderen Seite sind sich die Georgier sehr wohl klar darüber, dass sie extrem ihren Traditionen verbunden sind. Sie finden das jedoch tendentiell eher positiv als negativ. Wohin dies führt, kann nur die Zukunft zeigen.

Wir haben inzwischen erfahren, dass die Arbeitslosigkeit, nicht wie offiziell angegeben bei 19% liegt, sondern inoffiziell bei 35%. Wir haben inzwischen einen Bericht gesehen, der zeigt, dass die meisten Samen zu den Weihnachsbäumen (Nordmanntannen), die in Deutschland angebaut werden, von wenigen Pflückern in Georgien auf gefährlichste Art und Weise für kaum Geld geerntet werden, haben gelernt, dass die Georgier beim Bildungssystem anscheinend von ‘unten herauf’ die gleichen Interessens-, Motivations- und Disziplinprobleme haben, wie ich sie an der Uni erfahre. Das geht so weit, dass Anja und Lotte aufgegeben haben, georgisch zu lernen und den Unterricht nur noch stoisch ertragen. In den meisten Fächern findet kein wirklicher Unterricht statt. Selbst in Fächern, die auf Englisch oder Deutsch gehalten werden, fällt es meinen Töchtern schwer, beim vorhandenen Lärmpegel überhaupt mit zu bekommen, um was es geht. Die Kinder von Bekannten sagen über die Zustände an der Deutschen Schule Tbilisi ähnliches, einer Schule mit sehr gutem Ruf. Es liegt also eher an der Klientel als an der Qualität und Führung einer Schule. Unsere Kinder jedenfalls freuen sich auf Neuseeland, ihre nächste Station, durchaus auch mit der Aussage, dass sie dann wieder in ‘vernünftige’ Schulen gehen können.

Ich geniesse die Zeit in Georgien immer noch sehr, unterrichte trotz aller punktueller Dysfunktionlität des Systems sehr gerne, nehme alle die neuen Erfahrungen gerne auf und mit. Ich werde jedoch auch eine schweizer Organisation nach meiner Rückkehr deutlich anders zu schätzen wissen. Es gibt wunderbare Menschen hier, wunderbare Landschaften, wunderbaren Wein und wunderbare Momente.

School in Georgia

Schoolshock

School is an issue, that is disliked by many young people. They say it is boring, annoying and badly taught. But at least they accept it and do it for their future. But Georgia is an exception. My first day at school has begun with a shock. It was quite loud, but I told myself it was because of the first lesson. Quite irritated I had to admit that no teacher knew about my attending to Georgian school. I really thought it was clear, but the information seemed to have stayed in the principal’s office. Maybe the teachers just forgot.

First day of school

But back to my first school day. The helpfulness of the other students was incredible. There was a girl called Kira. She helped me from the beginning. She told me when I had to be where. Except in English. In English, I was in the starters class because I didn’t find my room. I already complained about the volume in the first lesson. I asked the girl next to me, she was called Ellene, if it was always so loud. She said it was just because of the first three days. After two weeks I stopped wondering how long Georgian three days were…

My first best friend

I just told you about Ellene. She got my best friend very fast. She was the second person that helped me so much. She translated a lot for me and helped me with my homework. The only problem was, that math here is much more advanced than in middle Europe. Not even Ellene could help me out here.

I am in a group

Ellene has two very good friends. Salome and Ana. This three girls totally adopted me. In the breaks and in English they saved my life. In English mostly when the teacher started cursing in Georgian what happened quite often.

Boys…

Did you recognise, that all people I told you about were girls? That wasn’t an accident because boys in this school haven’t impressed me at all. At least not positively. They always talked, screamed around or threw paper through the classroom. Have teachers finished speaking? Doing homework? No option. And what are tables for? For that:

The drawing is definitively wonderful. If anything Georgians are artistic. I know the boy who has drawn this. He always draws monsters and machines. Mostly in manga style. I was very stunned when I saw a mixture of machine and dragon in his math pad. But except of that he is rather unintelligent.

Interior

The whole interior is a little shabby but everything works. I think it also looks quite old because everything is painted and scrawled. In many places there were cut off edges or broken hooks. But everything worked like it should. Everything that would be white in Switzerland would be yellow or beige here. The tables are only as high as the first grade tables in our schools. At the start it was uncomfortable but I got used to it very fast. It actually was quite comfortable in the end.

Classes

The classes were very different to each other when you look at quality. In Chemistry, I got extra papers in English. In Georgian the teacher didn’t care what I did. But nothing we kids did seemed to matter to her. All the other kids slept, talked or played on their phones. Here in Georgia the students lay their bags on the table. No one cares if it is allowed or not. In any case, the Georgian kids like to have their heads on it or their phones inside. In the second variant, the school bag is open. Most teachers don’t care.

Exams

How much should you here while there is an exam in the room? Pens on paper? Nervous toddle with the foot? OK. That’s normal. Speaking? Discussing? Angry teachers? Solutions from one end of the room to the other? Yes, here it is. But mostly I was astonished of the two students coming in with Christmas decorations around their shoulders, pissing off the teacher. And all that in the middle of an exam. After the English exam, three girls discussed with the teacher to give them higher grades. And most astonishing, the teacher did it! I think it is funny on one side but on the other hand it is disrespectful. I decided not to interfere, but I will neither forget it.

My way to school

I need about 30 minutes to go to school. I go from our flat to the next Metro station, two stops and then right to school. So when I need about an hour to prepare, and not know how long exactly it will take me, I get up at seven leave home at eight and am at school at half past eight. I go to my classroom and look which lessons I have. If I have to go somewhere else, I go there. Now I unpack my school stuff and begin reading a little until lesson starts. Mostly there are seven or eight students in the room by then sometimes even just three. Just for you to know we are a class with about 20 students. This to pictures are from a place near our school:

Learning

The Georgian language is extremely beautiful. Especially the writing. But it is not easy at all. It neither is learnable. I can write German words with Georgian letters, but not Georgian words with German letters. Imagine you sit it a café and all people around you speak Georgian. It will sound beautiful. Like a little whispering singing that silently flows through the room. But since I am in Georgia, and I am here for five months now, I just learned a few words and I can count to thirty. I couldn’t go through this city without help. But to be honest, I didn’t learn anything in school. At least nothing about school stuff. I just learned about a completely different culture to ours and found three real friends.

Conclusion

It doesn’t matter what I have taken from school here, some part of me will stay in this city. I will never forget Ellene, Salome, Ana and Kira and I will never forget how lucky I am to have the infrastructures from the EMS in Schiers.

Shopping in Tbilisi

The question about Tbilisi’s beauty still haunts me and I did not yet achieve a satisfying answer.

Today I will show you a few corners of Tbilisi you can go to for some great shopping. On the one hand there are these huge shopping malls like Tbilisi Mall in the North, Galleria in the city’s center and East Point near the airport. Here you can find all the well-known middle European chains like H&M, OVS, Zara or Jysk. That’s about it with the familiar trade chains. The biggest seller of groceries according to western European standards is Carrefour an originally French chain.

Textile wise you can find a large supply of Turkish tender, which shows a quite acceptable quality. The offers at H&M, as well as OVS seem to represent the excess of our corresponding shops although acceptable while the children are still growing. Finding clothes made of natural fibers such as wool, cotton or silk are hard to be found. In each mall there are quite a few sellers of an interesting choice of relatively eccentric Georgian fashion, probably produced in one of the many sewing rooms along Tbilisi’s streets. The offered creations are often daring and sadly of a similarly low quality as the off the hook products at H&M. Threads are not cut off, seams are not straight and the fabric often appears rather flimsy. Once again I get the impression that over here good ideas are around, started and in the end are not carried out until the end but are still sold. It is as if people give up during the process of creating. On the other hand some of these shops might simply be eastern European chains, which we do not know.

Then there are the big markets. Especially at Station Square they cover a huge area outside and inside massive concrete halls spanning over an immense square footage. You can get anything here. It just affords a measure of bravery and patience to dig into this turmoil, but sometimes you are rewarded with some extraordinary gems.

Observing the chaotic appearance of these market areas it takes a while to realize, that there is a kind or order there bundling different products like clothes, plaything, or fruits in specific areas. This way you find only tomatoes in one region, turn around a corner and find yourself in the middle off stall after stall advertising toilette paper only to reach washing powder across the road in about 10 stalls. There aren’t eve any differences in pricing so that it remains pure chance which trader gets the deal. The stalls themselves present their tender in a veritable mess.

Was wirklich cool ist, ist, dass man eigentlich alle Produkte, die als Schüttware verkaufbar wären auch als solche bekommen kann – also Nudeln, Mehl, Zucker, Salz ebenso wie Nüsse, Bohnen, Linsen, Trockenfrüchte und Waschmittel werden in riesigen Eimern zur Verfügung gestellt und per Schaufel in Tüten gefüllt und abgewogen. Dies ist sowohl auf den Märkten als auch im Supermarkt Gang und Gäbe. Unschön wird das nur, wenn die Eimer nicht geschlossen sind und ein paar Kinder meinen, mit ihren verrotzten Fingern im Mehl Sandburgen bauen zu müssen. Da greift man dann doch lieber auf die bewährte Abfüllung zurück…

Dörrobst in allen Varianten

Auch der Umgang mit Fleischwaren ist hier sehr viel lockerer. Gleich am Eingang zum Lebensmittelmarktgebiet ist eine Fleischzeile. Hier werden ganze Hühner präsentiert, man kann Schweinefüsse kaufen, Leber liegt offen auf dem Tisch und Schweineköpfe lächeln einen (un)glücklich an – die werden auch manchmal noch ganz liebevoll von ihren Anbietern rasiert. Die Qualität wird direkt vom Kunden mit dem Finger getestet, eine Kühlung ist nur in den seltensten Fällen vorhanden. Fische schwimmen im Aquarium im Hintergrund und werden auf Anfrage eben “geangelt”. Man riecht absolut nichts. Ich habe mich trotzdem noch nicht getraut, hier Fleisch zu kaufen.

Der Fleischverkauf im Supermarkt gestaltet sich auch anders als bei uns. Man sieht direkt in die “Fleischküche”, wo Rinder- und Schweinehälften von der Decke baumeln. Durch das Einteilen der Fleischstücke vor den Augen der Kundschaft, sieht man tatsächlich einmal die Arbeit, die dahinter steckt. Alles Fleisch schmeckt hier intensiver, was sicher auch daran liegt, dass das Vieh kleiner ist und man den Kühen und Schweinen gerne auch auf der Strasse begegnet, statt in grossen Bauernhöfen oder Zuchtbetrieben.

Unvergorene Milchprodukte sind vergleichsweise sehr teuer und der Genuss von Milch eher unüblich. Vergorene Milchprodukte sind dann wieder eher finanzierbar, was sicher daran liegt, dass man davon ausgeht, dass Joghurt, Kefir und Konsorten hier in der Gegend erstmals aufgetaucht sind und damit traditionelle Lebensmittel darstellen.

Und dann gibt es noch massenweise kleine Verkaufsläden überall in der Stadt verteilt. Von Blumen über Obst und Kleidern bis traditionelle Süssigkeiten findet man hier eine buchstäblich bunte Auswahl an Köstlichkeiten.

Eindrücke zu den Menschen in Georgien

Nach bald 2 Monaten in Georgien kann ein kleiner Rückblick sicher nicht schaden.

Batumi als erste Stadt war ein ziemlicher Schock: Die Fahrweise liess eine extreme Rücksichtslosigkeit und völlig fehlendes Vorausschauen spüren. Die Leute fuhren ohne Rücksicht auf Vorfahrt oder Sinn so aggressiv, wie ich es noch in keinem Land vorher erlebt hatte. Die Autos sahen auch entsprechend aus. Fehlende Front- und Heckschürzen, teilweise fehlende Karrosserieteile an der Seite oder keine Kotflügel sind keine Seltenheit. Das Interessante ist, dass ich den Eindruck hatte, dass dadurch alle -und zwar auch die extremen Drängler- länger brauchen, um an’s Ziel zu kommen. Georgien hat prozentual fast vier Mal so viele Verkehrstote wie Deutschland, auf die Anzahl der Fahrzeuge umgerechnet sogar fast 10 Mal so viele (Quelle: Wikipedia).

Ein guter Eindruck entsteht beim verlinkten Video. Lauter Standardsituationen in Georgien.

Als wir auf dem Weg nach Kutaissi von den grossen Strassen weg kamen, war der Eindruck von der Umgebung ein grossteils ärmlicher, aber zufriedener. Im Vergleich zu den Bulgariern scheinen die Georgier tendenziell weniger aufzugeben, sondern zufrieden das, was sie haben, zu erhalten.

Wenige Tage später parkten wir mit unserem Wohnmobil und dem Skoda Octavia nahe Zqaltubo bei den Wasserfällen nördlich des Okatse Canyon in einer Weide und fragten beim daneben liegenden Haus an, ob das in Ordnung sei. 2 1/2 Stunden später, nach reichlichem Essen und freundlichster Unterhaltung auf English und “Hand- und Fussisch” durften wir dann zurück in’s Wohnmobil. Gastfreundschaft pur.

Auf Empfehlung unserer schweizer Bekannten, die ursprünglich der Auslöser für die ganze Reise waren, fuhren wir zu deren Freunden in Tbilisi. Die Aufnahme war ähnlich aufopferungsvoll wie die Erfahrungen bei Zqaltubo. Es war kein Problem, eine Woche auf dem Grundstück mit dem Wohnmobil zu hausen.

Um nicht die ganze Zeit im Wohnmobil zu wohnen, suchten wir eine Wohnung in Tbilisi. Mit Hilfe unserer Bekannten, die viel ihrer Zeit zur Verfügung stellten, war schnell eine passende gefunden. Dann putzten wir 2 1/2 Tage. Alles war voll mit Fett und Belägen. Wir erfuhren dann, dass dies bei Mietwohnungen recht normal sei. Das gab uns erste Verdachtsmomente bezüglich der Servicephilosopie in Georgien.

Leuchten, vor und nach der Entfettung

Entgegen vieler Berichte sprechen nur wenige Georgier -auch in Tbilisi- so gut Englisch, dass eine problemlose Verständigung möglich ist. Auch ein Grossteil der Angestellten in öffentlichen Berufen beherrscht praktisch kein Englisch: Polizisten, Taxifahrer, Verkäufer, Kartenverkäufer in der Metro oder in der Oper, Bankangestellte, Angestellte bei den Mobilfunkanbietern. Bei den jungen Leuten ist es spürbar, dass Englisch in der Schule gefördert wird. Trotzdem ist auch dort die Verständigung keineswegs immer einfach.

Einkaufen etc. gestaltete sich aber nicht nur wegen der Sprachbarriere zum Teil recht schwierig. Ein Zugehen auf die Kundschaft ist eher selten, der Versuch guter Beratung auch. Das Mass an passiver Ignoranz, das der Kundschaft entgegenschlägt, ist manchmal recht beeindruckend. Das gleiche Bild ergibt sich in Gaststätten. Der Service glänzt weder durch besondere Freundlichkeit noch durch anderweitige Qualitäten. Das Essen allerdings, das man dann bekommt, ist eigentlich immer ausgezeichnet. Inzwischen haben wir erfahren, dass die Arbeit im Service in Georgien einen schlechten Status und entsprechende Bezahlung hat.

Es reichte noch für ein paar Tage in Swanetien. Auch hier durften wir wie selbstverständlich bei Bekannten von Bekannten das Wohnmobil auf dem Gelände abstellen und bekamen auch Strom und weitere Unterstützung wie den unkomplizierten Transfer nach Ushguli. Auch hier Gastfreundschaft pur.

Als die Arbeit an der Uni losging, stellte sich heraus, dass das Semester eine Woche nach hinten verschoben wurde, weil die Infrastrukturumbauten noch nicht abgeschlossen waren. Die Absprachen für meine SW-Bedürfnisse im Unterricht waren recht schnell kommuniziert. Drei Wochen später -als der Unterricht begann- war von Seiten der IT noch nichts vorbereitet. Das gab mir gute Gelegenheit, Einblicke in die Arbeitsweise zu nehmen. Alle Räume haben neue Computer, neue Switches. In einem der Unterrichtsräume kommt man in alle Rechner mit dem Passwort ‘123’, im nächsten Raum geht ohne Account nichts, im dritten Raum braucht man gar kein Passwort. Die Studierenden nehmen ihre Daten mit USB-Sticks von Raum zu Raum, die SW wird auf jedem (!!!) Rechner mit USB-Sticks installiert. Ein durchdachtes Konzept für die Gesamtinstallation (mit z.B. Installation über Netzwerk) scheint genauso zu fehlen wie ein Gefühl der Zuständigkeit der IT-Belegschaft für die Installation. Erst 3 Wochen nach Beginn des Semesters, als ich zum dritten Mal bei meiner Vorgesetzten anmahne, sind plötzlich nach 10 Minuten zwei Mitarbeiter der IT da und gehen von PC zu PC mit ihren Installationssticks. Auch hier scheint die gleiche Servicementalität zu herrschen wie in Gaststätten und beim Einkaufen.

Wir waren in Kacheti bei den Eltern unserer Bekannten zur Weinernte eingeladen. Die Arbeit hielt sich in Grenzen, da es der letzte Tag, der letzte Weinberg und dort die letzten Reihen waren. Die Feier danach war dafür umso opulenter. Wir wurden wie Familienmitglieder behandelt. Nur die Fahrt hin und zurück war aus schon genannten Gründen eher weniger Erinnerungen wert. Es hätte leicht auch unsere ‘finale’ Heimfahrt werden können, nachdem ein entgegenkommender Fahrer seine Kurvenfahrkünste überschätzt hatte…

Nach den zwei Monaten beginnt sich folgendes Bild zu manifestieren. Jeder bzw. jede, die -auch nur temporär- zur Familie gehört, eingeladen ist oder sont assoziiert ist, wird mit aller erdenklichen Fürsorge umgeben. Von daher rührt wahrscheinlich auch der Ruf der georgischen Gastfreundschaft bei Touristen. Es ist wirklich beeindruckend, welcher Aufwand für die Gäste getrieben wird, welche offensichtliche und ehrliche Mühe gegeben wird.

Für Personen ausserhalb dieses einschliessenden Kreises ist das Interesse extrem verhalten. Das Konzept des Mitdenkens im Bereich des Service ist eher unbekannt, wie wir bei vielen Gelegenheiten erfahren durften, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. In die gleiche Sparte passt auch das Autofahren. Beim Autofahren kommt jedoch noch eine weitere georgische Eigenheit hinzu. Laut Aussage unserer Bekannten geht es beim Nehmen der Vorfahrt nicht um das Brechen der Regeln, sondern um Positionen. Es ist eine Frage des Egos, der Männlichkeit. Dazu passt auch, dass dafür, wie ärmlich es an vielen Orten zuzughehen scheint, die Autos extrem gross und oft auch sehr gut gepflegt sind. Es wurde uns gesagt, dass es einem Georgier tendenziell schwer fällt unter einer weiblichen Vorgesetzten zu arbeiten. Das Institut, an dem ich arbeite, ist stark weiblich geprägt. Ich habe -ausser mir selbst- noch keinen männlichen Dozenten in diesem Institut getroffen. Es scheint, dass Frauen im Schnitt die bessere Bildung haben. Die Chance verstanden zu werden ist grösser, wenn man eine Frau anspricht. Dazu passt auch meine Erfahrung, dass die Studierenden sich sehr unterschiedlich engagieren. Während die georgischen Männer -wenn sie überhaupt erscheinen- wenig Interesse am Fach zeigen, sind die Frauen deutlich engagiert, trauen sich zu fragen und nehmen deutlich mehr mit. Der Machismo ist in der Gesellschaft fest verankert. Das wollen die Georgier zwar nicht so gerne zugeben, aber es blitzt an vielen Stellen hervor.

Als Georgier schliesse ich meine Familie so fest ein wie möglich, Gäste ebenso, aber nicht Zugehörige betreffen mich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass die Grundhaltung noch aus einer Zeit stammt, in der sie sehr viel Sinn machte. Georgien ist ein kleines Land, dass in seiner Geschichte unentwegt von vielen Seiten attackiert wurde und deren Bewohner sich stets irgendwie behaupten mussten. Der letzt Krieg ist gerade mal um die 10 Jahre her. Die nahe und die weitere Familie ist in diesem Kontext eine Versicherung, deren Wert nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Fazit: Georgien ist wunderschön, daran besteht kein Zweifel. Georgien hat sehr viele ungemein entgegenkommende, freundliche Menschen. Aber Georgien ist bei längerem Aufenthalt sicher nicht das ultimative Traumland, das man als Tourist erleben kann. Ich lebe gerne hier. Ich arbeite gerne hier. Ich habe wundervolle Bekannte hier. Ich mache mir nur Gedanken über die Erscheinungen und Begebenheiten, die nicht zusammenpassen wollen.

Swiss!

Sadly we celebrate the invitation to the open council and the presentation of our citizen’s document of Bonaduz over 4000 km away but with every available and meltable cheese.

A first trip into town

We took our first exploration into town on our 2nd day. It was supposed to be dedicated to get to know the town an help us to regain our orientation. Tbilisi is situated along the river Kura stretching out up the surrounding hills like so many arms.

When we arrived in Tbilisi, we entered from the north which we did not expect and as as our senses were occupied by everything other than our sense of direction we lost this probably at this moment. Thist means: While Ulrich is fighting to get back his unerring sense of direction by trying ceaselessly and still failing every so often, I gave up on trying to get my bearings about our geographical situation. It is a very strange feeling if you are not sure about your orientation on the planet anymore. Now I know that there are many people traveling to Tbilisi are suffering from the same problem. For these few months I will probably have to reverse to orientate myself by using landmarks instead of a general feeling of direction.

Well back to our first trip into town: Due to the good experience in Budapest, we decide to take a ride on one of these Hop-on-Hop-off Buses. We leave our car at the office of Georgia Insight and start walking. It is very busy in town despite it being Sunday.

As you can see on the pictures our first trip is rendered interesting by all the information about fascinating and contradictory history. Of course we are only shown the nice areas of Georgia’s capital city but luckily the intercom on the bus is damaged so that we are accompanied by a sort of private tour guide who is willing to answer at least a few of our questions.

Lomisa

Well rested by a good night’s sleep half of our group starts the ascent to Lomisa Monastery in the region of Mskheta, which has been presented to us as a very special place by a friendly young lady who also made it possible for us to get into contact with the local monks due to her proficient translation skills. The monks promptly gave us a bottle of homegrown wine and we were pretty ashamed that in the chaos of our leaving Tbilisi we plainly forgot to take any presents for potential hosts.

Well, off we go. We start ascent into a glorious autumn morning. For the first 300 m of altitude we follow a beautiful footpath through heaps of rustling foliage and reach our first viewing point shortly above the tree line. It consists of a small altar and cross and presents a stunning view to the north as well as a place of praying for pilgrims.

We continue up to the monastery. Three monks live here permanently although they regularly descend into the village to top up their supplies. It seems to be a tradition for the omnipresent pilgrims to take a piece of firewood up the mountain as a gift for the monks.

Despite us being able to enjoy the way up as well as the monastery itself without the encounter of too many others, Lomisa seems to be quite an important subsidiary of the Orthodox Church as we discover when telling our friends about our march and exploring further on the internet. Another thing we did not realize in advance is the fact, that up at the monastery we are situated exactly on the controversial border to South Ossetia.

The place itself is simply peaceful and emanates a great dignity. The little church is really tight and paltry but made up with so many Icons brought up here by hikers and pilgrims. Even if instead of doing just over 400 m in altitude we ended up doing more than 700 it was definitely worth it. The charisma of this place is magical.

Kazbegi – Stepanzminda

Wir haben Besuch aus Deutschland! Für zwei Wochen besucht uns meine Schwiegwerfamilie aus Nordrhein-Westphalen. Am Ende der ersten Woche machen wir uns mit zwei Wohnmobilen auf den Weg nach Stepanzminda in der Region Kazbegi. Unter grossem Chaos bestücken wir unseres sowie das grössere der beiden Wohnmobile von Georgia Insight mit allen Notwendigkeiten und machen uns gegen 15:00 auf den Weg nach Norden. Stepanzminda erreichen wir leider erst im Dunkeln und unseren Stellplatz finden wir mitten im Ort, da wo früher angeblich mal ein Zeltplatz war. Jetzt ist dort ein unbefestiger aber sehr hübscher Wald-Park, der sich ziemlich gut eignet, eine Nacht im WoMo zu verbringen.

Unser heutiges Ziel ist der Besuch der kleinen Kirche, die man auf dem ersten Bild unten sieht. Da es bis dorthin immerhin gut 400 Höhenmeter und etwa 4 km sind, ist die Kirche wohl nicht so ganz klein. Alle, die wir nicht gerade fusskrank oder lustlos sind, machen wir uns also auf den Weg nach oben, während die Schmerzgeplagten mit dem Taxi fahren, um uns dort zu erwarten. Dieser Plan geht leider nicht auf, da der Taxifahrer der Ansicht ist, dass 10 min Kirchbesichtigung reichen und man dann besser wieder runterfährt, damit man die nächsten Gäste abzocken kann. Schade.

Uns bleibt leider auch nur begrenzt Zeit die wirklich schöne Kirchenanlage zu erforschen und die sensationelle Aussicht zu geniessen bis uns ein scheinbar dramatischer Wetterumschwung in Richtung des Kazbek zwingt, ebenfalls den Abstieg anzutreten. Da Lotte ungeeignetes Schuhwerk trägt, wage ich mich barfuss auf den Abstieg und bin wirklich erstaunt und begeistert, was ein Paar Füsse so alles aushält.

Unten angekommen werden die WoMos startklar gemacht und wir treten die Heimreise an. Einmal mehr werden wir diese mit einer weiteren Nacht in der Wildnis verlängern und einmal nachsehen, wo in Georgien schöne Pätze für eine Nacht im Camper zu finden sind. Das ist nämlich einfach das schönste am Reisen mit dem Wohnmobil: Wo es schön ist, kann man hier einfach bleiben. Ist Zivilisation drumherum, kommt man immer wieder in Kontak, weil die Mobile doch eher noch eine Ausnahme darstellen und wenn nicht, umgibt einen herrliche Dunkelheit und Stille.

Is Tbilisi a nice city?

Today my friend Christian posed this question to me on WhatsApp. The answer is too long. I decided to simply add another chapter to our blog and try to explain our experiences bit by bit. Tbilisi is stunningly beautiful and absolutely ugly.

My first impression of Tbilisi was absolutely stressful. After a long day driving we arrived in the early evening in time for rush hour, when dusk just started to fall. Ulrich in front I at the rear in the camper, huge amounts of chaotic and ruthless traffic and the first exit took us through a switchback with 12% inclination… Urgh!

On our way to Agaraki – a newly developing quarter for the rather rich – the satnav takes us through settlements of very obvious poverty. The roads’ condition is such that I would suggest that here those massive SUV’s are just about adequate.

Before moving into this vast town we are allowed to stay on the outskirts for a few days and take our first explorational trips from up here.

I believe we have to look at two layers of telling about Tbilisi and its beauty. Firstly there are the “touristy” impressions which we experience when visiting all those places of interest and then there is the layer of making this city a kind of home to us and trying to live a “normal” life owing to the fact of our long stay here.

We are here for over a month now and to be true it seems to be a disgrace of me for not telling you earlier about our stay here. So let’s get started…

Picking grapes in Kachetia

Today is going to be a special day. Its is the last day of harvest in Georgia and we are invited to take part in this celebration with Gia’s family in Jimiti by helping to pick the last of this years grapes and joining in the feast afterwards.

At 8:30 a.m. we leave Tbilisi and turn of the main road direktly into the winefields afte about 80 km.

Grape picking is just the same as in Fischingen a few years ago. A jumble of people meet with buckets, kitchen knives and garden scissors and with a lot of laughter and sticky hands we cut those gorgeous grapes off the vine. The only difference: it is warm, dry and flat in Georgia while it used to be muddy, cool and steep in Fischingen…

Sweet and thick and warm from the sun…

Having worked for half an hour we are invited to a first picnic. We are presented with this wonderful traditionally baked bread, eggs, cheese, sausages, tomatoes, burgers, beans and fried potatoes. Additionally Chacha (a grape schnaps) and Water. It is tradition here that you seem to present a little blessing or thanks before you drink any alcohol.

Being so well cared for the next two hours of work fly by easily and we return to Gia’s parent’s farm. The electrical grape shredder has a little difficulties starting, so most of the party leave for a walk to the nearby St. George’s church and a small chapel on the surrounding hills to enjoy the look over the Kachetian plain.

In the early days the church was the center of the village until the inhabitants were made to move down the hill more or less willingly. Now the meadow of old Jimiti is dotted with small huts the history of which is as follows: The wine cellar was the heart of each family’s house as well as their wine being a kind of calling card. Traditionally here the wine is stored in socalled Qvevris (earthen amphorae), which for keeping moisture and temperature were buried in the earth. One of each family’s Qvevri was holy and this holy one was left where the family’s house was once standing. Marked and closed they were just dots on the landscape until more and more people gave them small new homes and started caring for them again on a more regular basis. Supposedly some of them are even filled again and if you find wine, you can take some.

Back on the farm about two hours later a veritable feast aweits us. Feasting is another good place to disgrace oneself. In Georgia it works like this: once you reach the usually brimming table you sit down and eat. No waiting or talking – just eat. You can also dring water. Then the wine is served and here many mistakes are possible. Here are some instructions:

1. A glass of wine is never completely filled nor completely empty – empty is reached by halving the contents.

2. If you drink wine this is accompanied by a blessing or toast reaching from thanking for a rich harvest, then friends, then family, then parent (living and dead) and can easily take a few minutes to be uttered.

3. When you heard “gaumarjos” you lift your glass and empty it in one go and it is refilled immediately. If you want to keep your senses, just leave the glass on the table. That’s alright but only sipping small amounts is not.

Luckily the glasses only contain about 0.1 l.

It was wonderful thank you.

This traditionally pressed wine tastes completely different to our normal clear and light white wines. Ulrich explains the taste very adequately by saying: Like Vinsanto but without the sweetness. I wonder whether it tastes as nice once we are at home. But we will surely bring a few bottles.

By 6:00 p.m. the premises are emptying. Having been warned to drive with doubled vigilance because of many such feasts in the region we depart for Tbilisi. IT turns out the warning was well due as there are quite some situations with cars not exactly staying in their lanes bu Ulrich takes us easily through the danger zone and we arrive quite safely. Driving in Georgia is hell but driving here with drunks is much much worse.